Bekenntnis zur bäuerlichen Landwirtschaft

Neujahrsempfang: Kreisverband der Grünen beschäftigt sich mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und feiert sein Mitglied Karl-Heinz Bablok als Preisträger

18.01.12 –

Kaisheim "Unsere grünen Themen kommen an!" So wie Kreisvorsitzende Ursula Kneißl-Eder formulierten es beim Neujahrsempfang des Kreisverbandes Donau-Ries von Bündnis 90/Die Grünen gleich mehrere Redner-und signalisierten damit: Die Partei geht zuversichtlich in das letzte Jahr vor der nächsten Landtagswahl und sieht sich durch die Einschätzung der Wähler bestätigt.
Die beiden Vorsitzenden, Kreis- und Gemeinderätin Kneißl-Eder (Buchdorf) und Albert Riedelsheimer (Donauwörth) hatten allen Grund zum Strahlen, hatten sie doch eine Schar von Rednern in den Hofwirt nach Kaisheim geholt, die allesamt zu einem interessanten Polit-Nachmittag beitrugen, der in einer "Schulstunde" in Sachen Gentechnik gipfelte. Einen Überraschungsbesuch stattete dem Empfang Bürgermeister Franz Oppel (CSU) ab. Er wünschte ein "gelebtes Miteinander" und nannte Gentechnik und Energiewende als "große Herausforderungen für die Zukunft."

Wahlmöglichkeiten

Dass die Grünen junge Gesichter aufweisen können die sich für Politik engagieren, bewies Eva Lettenbauer, die als Jugendsprecherin über Aktionen wie ein Seminar über Geschlechter-Gerechtigkeit oder Anti-Massentierhaltungsdemos berichtete. Die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft bereite gerade der jungen Generation zunehmend Sorge, erklärte Lettenbauer.
"Demokratie benötigt Wahlmöglichkeiten", erklärte Rudi Koukol seine Beweggründe für die Kandidatur zur Oberbürgermeister-Wahl im März in Nördlingen. Den letzten Ausschlag hätten die letzten Wahlen in Russland gegeben, wo man unrühmlich gesehen habe, " wie es auch laufen kann".
"Wichtiges zu stemmen" gilt es 2012 nach Ansicht von Landtagsabgeordneter Christine Kamm, ein oft gesehener Gast in Nordschwaben. Auch sie kam auf die Energiewende zu sprechen. "Da gibt es gerade bei uns in der Region viele weiße Flächen ohne Planungen für Windenergie". Hier müsste ein Umdenken bewirkt werden, sagte Kamm. Eindringlich warnte sie ferner vor den Gefahren durch das Kernkraftwerk in Gundremmingen. Der Reaktor, der mit einer veralteten Technik betrieben werde, müsste dringend vom Netz genommen werden. Außerdem wolle man für eine bessere Bahnanbindung eintreten.

Erfolgreicher Kampf

Karl-Heinz Bablok (Kaisheim), Imker und spätestens seit der Verleihung des Sepp-Daxenberger-Preises Grünen-Kultfigur, berichtete von seinem hartnäckigen Kampf gegen die Agrogentechnik. Er erinnerte an den langwierigen Weg vom Augsburger Amtsgericht bis hin zum Europäischen Gerichtshof, mit dem er sich gegen eine Verunreinigung seines Honigs durch ein Genmaisfeld des Freistaates Bayern eingesetzt hatte (wir berichteten mehrmals).
Dass die Aktionen gegen Gentechnik mittlerweile wesentlich mehr Beachtung fänden als noch vor einigen Jahren, bestätigte MdB Harald Ebner.
2011 seien in Deutschland nur auf wenigen Hektar zumeist zu Forschungszwecken gentechnisch veränderte Pflanzen gewachsen. Genmais dürfe hierzulande zurzeit überhaupt nicht ausgesät werden. Doch die Agrarpolitik der Europäischen Union sei nach wie vor auf ein "Nebeneinander" von konventionellem
, ökologischem und gentechnisch verändertem Anbau ausgerichtet. Es gelte, auf der Hut zu bleiben.
Eine Koexistenz sei nicht möglich, erklärte der Parlamentarier, der sich als ausgewiesener Kenner der Materie erwies. Besorgt zeigte sich der Redner im Beisein von Karl Wiedenmann, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, über das Artensterben, das es nicht nur im Regenwald gebe. "Bei uns sind 80 Prozent der Amphibienarten vom Aussterben bedroht", erklärte Ebner. Die Ökosysteme funktionierten nicht mehr, sagte er, und nannte als Beispiel den Apfel: "Von einst 25000 Sorten bei uns in Deutschland gibt es mittlerweile nur noch zwölf, die vorwiegend angebaut werden."
Ebners Empfehlung zum Schluss seiner Ausführung, die zu einem Bekenntnis zur bäuerlichen Landwirtschaft gerieten:"Auf Qualität setzen und dafür kämpfen, dass unser Land weitgehend gentechnikfrei bleibt."  

Zur Person: Harald Ebner 

  • Harald Ebner aus dem Wahlkreis Schwäbisch Hall/Hohenlohe ist über die Landesliste Baden-Württemberg als Nachrücker für Alexander Bode in den deutschen Bundestag gekommen. 
  • Ebner ist in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Sprecher für Agrogentechnik. Außerdem ist er Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages. 
  • Ebner ist 1964 als Bauernsohn geboren worden. Nach dem Abitur hatte es ihn wieder zurück in die Landwirtschaft und nach Hohenlohe gezogen. Heute lebt er mit seiner Partnerin in Kirchberg/Jagst. 
  • Bevor er in den Bundestag kam, hat Ebner als Diplom-Agraringenieur in der staatlichen Naturschutzverwaltung des Landes Baden-Württemberg gearbeitet. 
  • Harald Ebner ist ehrenamtlich auch baden-württembergischer Landesvorsitzender im Bundesverband für den beruflichen Naturschutz.(bih)    


copyright: Donauwörther Zeitung

Diese Website ist gemacht mit TYPO3 GRÜNE, einem kostenlosen TYPO3-Template für alle Gliederungen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
TYPO3 und sein Logo sind Marken der TYPO3 Association.